Spielszene aus „Mein Name ist Hase.“ | ||
Theaterabteilung 2007 Von Publikumsgeschmack und Selbstüberschätzung Hand aufs Herz, meine Damen und Herren, wer spricht schon gerne über seine Niederlagen? Auch in der Öffentlichkeit, bei den ganz Großen wird nicht gerne darüber gesprochen, man sieht die Gewinner, die Sieger, sie stehen im Licht der Medien, sie werden interviewt, hofiert und umschwärmt, während der Verlierer leise in seiner Kabine und somit in der Versenkung verschwindet. So ist es im Sport, so ist es in der Politik und so ergeht es jedem Künstler. Nun wäre es natürlich etwas hoch gegriffen, unsere laienhafte Schauspielkunst mit den Größen aus Spitzensport, hoher Politik und elitärer Kunst zu vergleichen, das ist mir schon klar, aber ein bisschen davon durften wir in der zurückliegenden Saison schon mit nach Hause nehmen. Dabei hat sich alles so gut angelassen, damals vor 16 Jahren, als man begonnen hat, in Höfen Theater zu spielen. Wir haben versucht unser Publikum mit auf eine Reise zu nehmen, auf eine Reise, die nicht beim Heimatstück aufhören soll. Es folgten Kriminalstücke, es folgten deutsche Komödien, darunter echte Klassiker wie der „Meisterboxer“, es folgten englische Komödien und die Reise sollte eigentlich Richtung echtem Boulevardtheater gehen. Sie, unser Publikum, sind auf die Reise mitgegangen, haben uns belohnt und bestärkt und der Erfolg veranlasste uns, diesen Weg weiterzugehen. Es war der Lohn für unsere Anstrengungen. Die Texte wurden im Lauf der Zeit immer schwieriger, die Proben immer ernster, der Aufwand immer größer, Theater spielen in Höfen war kein Honigschlecken und kein einfacher Zeitvertreib mehr, sondern Anstrengung und mitunter echte Arbeit. Das hat mir auch manche Kritik in den eigenen Reihen eingebracht, doch jedes Mal am Saisonende hatten wir´s wieder einmal geschafft, wir bekamen etwas von diesem „Licht der Medien“ ab und manch einer wurde noch nach Monaten auf der Straße angesprochen. Und glauben Sie mir, das tut ganz tief drinnen, im Herzen, schon unheimlich gut. Ein wenig eitel wird man wohl noch sein dürfen! Spielszene aus „Mein Name ist Hase.“ Niemand von uns und vor allem ich als Regisseur und Abteilungsleiter, wollte daran glauben, dass die Reise irgendwann beendet sein sollte. Ich wollte mit meiner Truppe „nach den Sternen greifen“, einen überregional bekannten Namen schaffen, eine kleine Perle des Laientheaters werden. Aber, wie im Sport, Sieg und Niederlage liegen unter Umständen sehr nahe beieinander, auch auf der Bühne, dort spricht man nicht von Niederlagen, da heißt es schlicht und einfach, das Stück ist durchgefallen. Nun ist es ja nicht so, dass wir in der ewigen Versenkung verschwunden wären aber die Kritiken, so gerecht und berechtigt sie auch waren, die taten da drinnen, im Herzen, auch ziemlich weh. Damit muss man umgehen können, auch wenn man in den letzten Jahren verwöhnt war. Wir hatten in den Proben hart gearbeitet, hatten uns gut vorbereitet, hatten versucht eine schöne Kulisse zu zaubern, die Ausstattung war stimmig und dann – durchgefallen. Mehr oder weniger. Es hagelte Kritik von außen, es hagelte Kritik aus den eigenen Reihen, es hagelte Kritik von den Partnern. Ich als Trainer, oder Regisseur versuchte Optimismus zu verbreiten, wahrscheinlich etwas gequält und mit gefrorenem Lächeln, doch als nach vier Vorstellungen die fünfte noch ins Wasser fiel, was sicher nicht nur unserer Leistung zuzuschreiben war, dafür gab es mehrere Gründe, hatte sich auch das letzte Quentchen Optimismus in Luft aufgelöst. Da heißt es erstmal Wunden lecken, nachdenken, Kritik annehmen und dann aufrappeln und weitermachen. Und wenn ich ehrlich nachdenke, haben wir es in der letzten Saison nicht besser verdient. Wir haben uns einigermaßen übernommen und überschätzt. Ein äußerst schwieriges Stück, das nur dann wirklich beim Publikum ankommt, wenn alles stimmt, die Sprachmelodie, der Spielfluss, das Timing, die Betonung, Gestik, Mimik. Und das hat einfach nicht gestimmt. Wir waren für dieses Stück nicht bühnenreif. Selbst wenn wir bühnenreif gewesen wären, heißt das noch gar nicht, dass es Ihnen, liebes Publikum, gefallen hätte. Der einzige Trost an dieser Situation ist der, dass es selbst ganz großen Künstlern und Theaterbühnen immer wieder passiert, am Publikumsgeschmack vorbeizuspielen, das ist eben so, ist unveränderlich und eigentlich auch gar kein Beinbruch. Spielszene aus „Mein Name ist Hase.“ Nun, ich denke, wir haben daraus gelernt für die kommende Saison, das lässt uns wieder optimistisch ins neue Jahr blicken. Wir haben bei der Auswahl des neuen Theaterstücks etwas zurückgerudert und ein einfacheres gewählt. Eine Komödie von Walter G. Pfaus, übrigens ein Schwabe aus dem Raum Ulm, von dem wir schon einmal ein Stück gespielt haben. Und verlassen Sie sich drauf, wir werden diesmal wieder sehr gut vorbereitet sein und hoffen, Sie, so zahlreich wie früher, bei einer „Unvergesslichen Nacht“ begrüßen und aufs Beste unterhalten zu dürfen. Betrachten wir also den Ausrutscher vom letzten Jahr nicht als Endstation unserer Reise, sondern als kurzen Zwischenstopp und wir laden Sie ein, uns weiter auf unserer Reise durch die Theaterwelt zu begleiten. An dieser Stelle darf ich auch gleich zwei neue Spieler begrüßen. Ihr Debut werden im Frühjahr Mona Blessing und Wolfgang Hillinger geben, der zweimal wöchentlich den Weg von Holzgerlingen zu uns auf sich nimmt, um pünktlich zu den Proben zu erscheinen. Und natürlich darf ich mich, wie immer, hier bei allen Freunden, Gönnern, Sponsoren und Helfern für Ihre Unterstützung bedanken! Und natürlich bei Ihnen, unserem Publikum! Sie helfen uns bei unserer Entwicklung durch Ihre Kritik und Anregung! Ihr Volkmar Blaschek | ||
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